Winterzeit kann entzücken, wenn vielleicht wie erwartet Schnee liegt und die Welt auch optisch in ihre wohlverdiente Ruhephase versetzt ist.
Doch wer den Friedhof besucht, wird feststellen, dass es an vielen Ecken Leben gibt. Tierspuren im Schnee, Flügelschlagen im Efeu und das geheimnisvolle Rascheln der Baumkronen lassen auch in dieser Jahreszeit einem kleinen Spaziergang über den Friedhof einiges abgewinnen.
Dr. Ines Oberling
Der Stuttgarter Theologe Karl (von) Gerok hielt seine Eindrücke 1866 folgendermaßen fest:
Grab an Grab liegt weißbedeckt,
schuhtief unterm Schnee versteckt.
Jedes Kreuz und jeden Stein
hüllt ein weißer Teppich ein.
Selbst der Fichte dunkler Ast
beugt sich unter Schnees Last.
Und ein Himmel, grau und schwer,
hängt sein Bahrtuch drüber her.
Durch den Schnee mit trübem Sinn
wandl ich zwischen Gräbern hin.
Und die ganze weite Welt,
scheint mir nun ein Totenfeld.
Doch ein falber Strahl von Licht
westwärts durchs Gewölke bricht,
und ein Streifchen Himmelblau
dämmert blass durchs Wolkengrau,
Und ein selig Ahnen zieht
leise durch mein schwer Gemüt:
„Frühlingsgrün auf Eis und Schnee,
Himmelstrost nach Erdenweh!“
aus: Finkenkruger Kirchenbote Februar/März 2025