Am 31. Oktober gedachte unsere Gemeinde nicht nur des Beginns der Reformation vor 496 Jahren, sondern auch des Geburtstages unserer Kirche vor 87 Jahren und unserer Orgel vor 59 Jahren. Seine festliche Gestalt bekommt dieser Tag in der Regel durch eine Kirchenmusik unseres Kantors mit seinen Chören. Diesmal war zu unserer Überraschung ein anderer Chor aus dem Kirchenkreis bei uns zu Gast. Herr Hebold hatte seine Frau, die Kantorin von Dallgow, gebeten, mit ihrer Kantorei ein Werk der zeitgenössischen Kirchenmusik, das Kammeroratorium „Fest des Lebens" mit den Texten von Horst-Diether Finke und der Musik von Manfred Schlenker in unserer Kirche aufzuführen. Es wurde ein besonderes Ereignis.

Was soll man davon mehr hervorheben:

  • Die ausdrucksstarke, bildhafte Sprache, mit der uns der Dichterpfarrer Finke einlädt zu einem Gang durch das Jahr mit der erblühenden Natur im Frühling, dem Reichtum der Schöpfung im Sommer, der Fülle der Farben und Früchte im Herbst und dem mitten im Winter zu uns kommenden Licht, und uns so zu dankbarem Staunen bewegt,
  • Die zum Mitempfinden und Nachsinnen anregende, auf billige Effekte verzichtende, mehr meditative Musik des Komponisten Schlenker, bei der ich manchmal gern länger verweilt hätte, um ihre Schönheit und Vielseitigkeit noch tiefer zu entdecken,
  • Der reizvolle Wechsel zwischen den vier Solisten Elisabeth Neumann, Eva-Christiane Schäfer, Martin Netter und Stephan Hebold und den fünf Instrumentalisten Britta Haase, Uta Hoyer, Solveig Maczewski, Sibylle Scholz und Sven Sonnadara, die ihre Partien alle mit erstaunlichem Geschick meisterten,
  • Die Begeisterung der noch durch Gäste verstärkten Sängerinnen und Sänger des Chores, die sich diesem anspruchsvollen Werk mit Hingabe widmeten,
  • Die behutsame und souveräne Regie des Ganzen durch Therese Härtel,
  • Die Begegnung mit den 87-jährigen Künstlern, die beide anwesend waren,
  • Die Aufgeschlossenheit der zahlreich erschienenen Hörerinnen und Hörer für die wohl manchen ungewohnte Tonsprache und ihr dankbarer, lang anhaltender Beifall.

Insgesamt: Eine gelungene Interpretation dieses Werkes, das das Leben zum Fest werden lassen will: „O Welt in Wundern, kann sie kaum schon in den kleinsten Dingen verstehn. So hat ein jedes seinen Wert: Das Alte und das Junge hat uns der liebe Gott beschert. Lobsingt mit Herz und Zunge!" (Finke)

Claus-Jürgen Wizisla