Nun hat sie also ihren Namen: Gloria. Eigentlich gehört dieser Name zu ihr, seit sie 1964 von der Potsdamer Orgelbaufirma Alexander Schuke für unsere Kirche geschaffen worden ist.: SOLI DEO GLORIA steht deutlich lesbar oben auf ihrer Stirn, „Allein zu Gottes Ehre“ – und das ist ja nach den Worten des größten Orgelmeisters Johann Sebastian Bach „der Endzweck der Kirchenmusik“.

60 Jahre musste sie werden, um diesen wunderbaren Namen verliehen zu bekommen. Und dazu hatte ihr Namensgeber, Kantor Stephan Hebold, seit bald 25 Jahren mit ihr vertraut, noch die Idee, für sie und mit ihr ein Fest zu ihrem Geburtstag zu gestalten. So ist es am Reformationstag geschehen, und dabei gab es noch eine Überraschung: Unser Kantor hatte Freunde eingeladen, die der Orgel mit ihren relativ bescheidenen 13 Registern halfen und sie mit ihren zarten oder starken Stimmen unterstützten. So waren manchmal Spitzentöne von einer Violine oder einer Flöte zu hören, und wenn die Musik stärker wurde, waren eine Trompete, eine Posaune, eine Tuba oder ein Glockenspiel oder ein Becken beteiligt.

Viele Gäste waren der Einladung gefolgt und erlebten den musikalischen Gang durch die Jahrhunderte mit immer größer werdender Begeisterung mit. Dem Hamburger Scheidemann aus dem 17. Jahrhundert lauschten sie noch ehrfürchtig. Aber schon nach Bachs gewaltiger g-Moll-Phantasie und Fuge brach sich entgegen aller Regel spontaner Beifall Bahn. Und nach Mozarts d-Moll-Phantasie, originell auf die Orgel und ihre Freunde verteilt, war kein Halten mehr. Ganz neu hörten sich in dieser Kombination die Stücke der Romantiker an. Das Praeludium des Liechtensteiners Josef Rheinberger war plötzlich mit einer fünffach besetzten vox humana (einem kleinen Chor) besetzt. Die Suite Gotique des Parisers Léon Boëllmann entfachte mächtige Klänge, während die Toccata von Rosalie Bonighton leisere Töne anstimmte. Mich haben die Variationen von Ralf Grössler über den Choral „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ besonders angesprochen. Den heiteren Abschluss bildete Louis Lefébure-Wély mit seinem Stück Sortie.

Der Beifall der dankbaren Zuhörerinnen und Zuhörer in der vollbesetzten Kirche endete erst, als Kantor Hebold noch zwei Kompositionen hinzufügte: „Ein feste Burg“ aus eigener Feder und „Hilf, Herr, meines Lebens“ aus dem Jazz-Büchlein von Johannes Matthias Michel. Die Überraschung war gelungen: Die Königin der Instrumente hat Freunde um sich geschart und sicher neue Freunde gewonnen. Wir gratulieren unserer Gemeinde zu dieser Orgel und zu diesem Kantor. Möge sie noch viele Jahre zu Gottes Ehre erklingen!

Claus-Jürgen Wizisla