Konfis verkaufen Schmalzstullen auf dem Weihnachtsmarkt
für Kinderheim in Bangladesch
Warum eigentlich gleich 5000 Brote und gleich für die ganze Welt? In Finkenkrug reichen doch vielleicht auch 8 Brote für einen guten Anfang – in der Bibel hatten sie das doch irgendwie sogar mit fünf Broten hingekriegt und viel mehr Leuten, die Hunger hatten – oder wie war das noch?
Ziemlich kalt ist es am Morgen des zweiten Advent. Die Konfirmanden bauen ihren Stand auf, an dem sie während des Weihnachtsmarktes von 11 bis 17 Uhr in zwei Schichten à 3 Stunden selbst geschmierte Schmalzbrote verkaufen werden, um mit dem Erlös das Projekt „Haus der Fröhlichkeit“ in Bangladesch zu unterstützen. Dieses Projekt haben sich die Konfirmanden unter mehreren möglichen ausgesucht und in den Kon-fistunden ausgiebig besprochen. Eigentlich sollten die Brote für die Aktion ja bei Herrn Madler in der Backstube unter fachkundiger Anleitung selber gebacken werden, was aus Krankheitsgründen leider nicht zustande kam. Die Brote wurden dann von der Bäckerei Kühnbaum aus Töplitz zur Verfügung gestellt und konnten entweder ganz oder als Schmalzstullen am Konfistand käuflich erworben werden.
Im Haus der Fröhlichkeit können Kinder, die im Slum leben und unter oft menschenunwürdigen Bedingungen als Hausangestellte arbeiten, auftanken und ein Stück Sicherheit im unsicheren Alltag erleben. Das Gehalt der Eltern als Hausangestellte reicht oft nicht aus – die Kinder müssen deshalb schon früh mitarbeiten und haben eigene Stellen als Hausangestellte – die Situationsbeschreibungen Betroffener erinnern eher an ein modernes Sklavendasein, verprügelt, ohne soziale Sicherheit, ohne sicheres Gehalt, ohne die Möglichkeit, regelmäßig eine Schule zu besuchen. Im Haus der Fröhlichkeit können sich die Kinder zum Beispiel auf den Schulaufnahmetest vorbereiten und Grundlagenwissen im Schreiben erwerben. Im Haus der Fröhlichkeit gibt es sauberes fließendes Wasser, für uns selbstverständlich, aber für die Kinder aus dem Slum etwas ganz Ungewöhnliches.
Auch für die Einschätzung der eigenen Situation der Konfirmanden halte ich einen Blick über den Tellerrand des heilen Finkenkruger Mikrokosmos für sehr wichtig – sich mal damit zu beschäftigen, was für Lebensrealitäten es andernorts gibt, die wir uns hier – Gott sei Dank? – nicht vorstellen können. Regelmäßiger Schulbesuch für Jungen und Mädchen und Verbot von Kinderarbeit gelten hierzulande als selbstverständlich. Keiner denkt weiter über den Wert dieser Errungenschaften nach. Die Möglichkeit, die eigene Situation durch Bildung zu verbessern, ist in Bangladesch – gerade für Mädchen – alles andere als selbstverständlich.
Welche Erkenntnisse haben die Konfis aus der Aktion gezogen?
Es gibt Lebensrealitäten, mit denen sie lieber nicht tauschen wollen; der Weihnachtsmarkt ist kalt; detaillierte Planung im Vorfeld ist sinnvoll; ansonsten muss improvisiert werden, klappt dann aber letztlich auch; lieber in Finkenkrug wohnen als in Bangladesch; viel Geld einnehmen ist gar nicht so einfach, man braucht schon Ausdauer und Durchhaltevermögen; gemeinsames Frieren stärkt die Gemeinschaft; die Kirche ist ein Ort zum Aufwärmen; gemeinsam was auf die Beine zu stellen, macht Spaß – und last but not least: „Wir haben bei der Aktion gemeinsam was Sinnvolles hingekriegt!“
PS: Die Aktion erbrachte einen Erlös in Höhe von insgesamt 373,97 € (zusammen mit dem Schmalzstullenverkauf am Erntedanktag).
Si. Sch.