Bei strahlendem Sonnenschein und Schnee fanden sich am 1.2.2015 etwa 130 Menschen in der Finkenkruger Kirche ein, um die Winterreise von Schubert zu erleben.

Nach einigen einleitenden Worten unseres Kantors Stephan Hebold kündigte Jörg Romanski uns eine Reise an, die, von Liebesverlust bis hin zum Tod, von Schubert selber als schaurig tituliert worden war.

Tatsächlich passte die düstere Stimmung vieler Lieder wunderbar zum nachlassenden Tageslicht in den großen Kirchenfenstern. 

Anita Spiegelberg sang unverkrampft, doch voller Energie. Ihr wundervoll eindrücklicher Gesang interpretierte die Lieder von sanft und zart bis energisch und erregt. In „Gute Nacht“ hüllten uns die Töne fast liebkosend ein. Das „Irrlicht“ begeisterte mit einem riesigen Tonumfang und seiner düsteren Stimmung. Beim „Wegweiser“ spürte man wahrhaft die Verzweiflung und Auflehnung des Dichters heraus. „Mut“ faszinierte nach einem langen herausfordernden Zyklus noch einmal mit der Kraft des Aufbegehrens. So nahm Frau Spiegelberg uns mit in Schuberts Welt der Einsamkeit, Hoffnung und Verzweiflung, der sich niemand entziehen konnte.

Auf dem Klavier begleitet wurde sie dabei in gewohnt souveräner Weise von Claus-Jürgen Wizisla. Wundervoll, wie er die Intensität der Klavierstimme genau auf den Gesang und die Stimmung der einzelnen Lieder abstimmte. Bei den virtuosen Phasen des „Lindenbaum“ habe ich die Brillanz von Herrn Wizislas Klavierspiel besonders genossen.

Die von Jörg Romanski gelesenen Liedtexte fügten sich wunderbar ins Gesamtbild und rundeten zusammen mit Texten von Schuberts Freund, Josef von Spaun, den Stimmungsbogen des Konzertes ab. So war denn auch das Publikum durchgehend gebannt und lauschte dem doch recht langen und anspruchsvollen Genuss in fast vollkommener Ruhe. Den anhaltenden Applaus am Ende des Konzertes hatten die Künstler wirklich verdient.

Annette Romanski