Nun, unsere Kirche hat am Reformationstag ihr Kirchweihfest, dieses Jahr das 89. Daher hat dieser Tag für uns eine besondere Bedeutung. Doch dieses Jahr gab es noch mehr zu feiern, der Tag stand auch im Zeichen des 25. Dienstjubiläums unseres Kantors Stephan Hebold.
Der Vormittag begann mit einer eindrücklichen Bildandacht von Pfarrerin Hergenröther: Das Hinz-Kreuz aus Halle hat uns Jesus nahe gebracht, wie er vom Kreuz zu uns herabsteigt und uns seine Hand entgegenstreckt – wir müssen sie nur ergreifen! Im Anschluss gab es Glückwünsche und Dankesworte, musikalische Grüße von der Renaissance bis in die Gospelzeit für unseren Kantor.
Nachmittags durften wir das traditionelle Reformationstagkonzert in neuem Gewand erleben: Wir hörten ein beeindruckendes Orgelkonzert, gespielt von Johannes Gebhardt aus Greifswald. Begrüßt wurden wir durch unsere Glocken in Klang und in Bild: Das ganze Konzert war mit einer Bildprojektion in den Altarraum untermalt, die künstlerische Photos von Details unserer Kirche und Texte miteinander verband.
Zu Beginn stand, wie könnte es anders sein, Johann Sebastian Bach: Sein Präludium und Fuge in a-Moll spielte Gebhardt meisterlich in einer filigran-durchsichtigen Art, dass es für uns Hörer eine Freude war, Themenbögen und harmonische Bewegungen in großer Klarheit zu verfolgen.
Wir hörten sehr lebendige Choral-Improvisationen, in denen man zunächst die Nähe zu Bach spürte, doch bald auch neue Tonräume bis hin zu jazzigen Klängen erleben konnte. Ein Höhepunkt war für mich die Bearbeitung des Libertango von Piazzolla, der im Mittelteil eine mutige Erweiterung des ohnehin spannenden harmonischen Gefüges zu bieten hatte.
Mit erst sehr dumpfen Clustern aufgebaut sah man förmlich den Mond erscheinen. Sie entwickelten sich zu der Melodie mit den an die Wand projizierten Texten von Matthias Claudius "Der Mond ist aufgegangen".
"...und kommen weiter von dem Ziel": Diese Zeilen des Liedes führten uns auf eine Zielsuche über Christian Morgenstern bis zur Lyrik von Hans Hebold, dem Vater unseres Kantors, der in seinen Worten viel Hoffnung und Gottvertrauen anklingen ließ.
So wurde die Orgelmusik auch oft textlich, ob projiziert, gelesen oder gesungen, unterlegt; zum Abschluss gaben auch wir als Publikum – oder eher als Gemeinde – einem Wunsche, einer Hoffnung dieser Zeit Ausdruck, in dem wir gemeinsam "Verleih uns Frieden gnädiglich" sangen. Das Konzert endete in einem furiosen Finale mit brausendem Applaus. Ein herzlicher Dank für das phantastische Erlebnis gebührt Herrn Johannes Gebhardt!
Doch ganz zum Schluss gab es noch eine Überraschung für unseren Kantor: Wie aus dem Nichts tauchten plötzlich Sängerinnen, Sänger und Instrumente auf, mitten im Publikum, auf der Empore, aus der Sakristei quellend: Von überall erscholl ein Freudengesang über die langjährige Arbeit Stephan Hebolds in unserer Gemeinde. Und nicht nur an diesem Tag soll es klingen "Freude führt uns hier zusammen in der Kirche Finkenkrug".
Jörg Romanski