Achthundertfünfzig Milliarden Reichsmark. Unvorstellbar, aber so viel hat wohl der Strampler von Herrn Vicco von Bülow gekostet. Wie kommt man denn auf so was?
Wir trafen uns am letzten Samstag im März recht früh an der Kirche in Finkenkrug. Wir, das waren einige Sänger*innen der Finkenkruger Kantorei, die der Idee des Kantors, Stephan Hebold, folgten und die Stadt Brandenburg an der Havel besuchten. Ziel waren eigentlich die vielen Kirchen und deren Orgeln, von denen wir aber nur eine besuchten, diese dafür sehr ausführlich.
Die St.-Katharinen-Kirche mitten in der Neustadt in Brandenburg will scheinbar mit ihrem imposanten Erscheinungsbild dem eigentlichen Dom den Rang ablaufen. Dreischiffig oder, wenn man genauer hinschaut, eigentlich fünfschiffig, ist diese spätgotische Kirche aus dem 15. Jahrhundert schon in architektonischer Hinsicht etwas Besonderes. Noch interessanter wird es aber, wenn man sich vom Brandenburger Kantor Fred Litwinski mitreißen lässt. Nach einem kurzweiligen Vortrag über die Kirche und die Wagner-Orgel und insbesondere die geplanten Erweiterungen des Orgelwerks, konnten wir sogar ein kleines Orgelkonzert nach ausgewählten Kompositionen erleben.
Den Turm bestiegen wir trotz des herrlichen Wetters nicht, denn wir waren schon bald im Atelier „tonica“ bei der Keramikerin Linde Rosenmüller angemeldet. Schlichte Ästhetik mit viel Sachverstand und einem zarten Gefühl für Form und Farbe finden sich in dem kleinen Atelier nahe der Jahrtausendbrücke. Auch hier lohnt sich unbedingt ein Besuch, denn es finden sich viele schöne Tongegenstände von der einfachen Tasse oder einfachen Tellern, über kleine Accessoires und größeren Bodenvasen bis hin zu Einzelanfertigungen nach Kundenwunsch.
Weiter ging es zum Mittagessen auf dem Marienberg mit dem gleichnamigen Café und Restaurant. Sehr lecker in angenehmer Atmosphäre mit einem guten Angebot an auch optisch ansprechenden Gerichten ließen wir es uns munden.
Nun mussten wir uns aber beeilen, denn die Stadtführung wartete. Von der Jahrtausendbrücke kreuz und quer durch die Brandenburger Neustadt, an diversen Waldmöpsen und anderen Sehenswürdigkeiten vorbei bis zur Kirche St. Gotthardt, die leider gerade geschlossen wurde, ließen wir uns führen und erfuhren einige, zum Teil recht erstaunliche Details über diese wirklich interessante Stadt und ihre Geschichte und eben einen ihrer berühmten Söhne und seinen Strampler, den er wohl zu seiner Taufe getragen hatte im Jahre 1923.
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