Wissenschaftler fordern schon sehr lange ein Umsteuern im Klimaschutz – und wurden nicht gehört. Umweltschützer wurden oft als Spinner abgetan. Nun zeigt uns unsere Jugend mit Fridays for Future, dass sie ihre Zukunft in Gefahr sehen. Mit Church for Future meldet sich nun auch unsere Kirche zu Wort – und braucht sich nicht zu verstecken. Inzwischen sind es viele Stimmen, die eine Veränderung anmahnen.

Am 13. September 2019 war Dr. Jörn Budde bei uns zu Gast, er ist Klimamanager im Umweltbüro und unterstützt Kirchenkreise und Gemeinden, das Klimaschutzkonzept unserer Landeskirche umzusetzen. Mit einem Blick von oben, mit einer Darstellung der Ziele und Zeiträume hat er gezeigt, dass wir einen großen Handlungsbedarf haben: Durch unsere Aktivitäten erzeugen wir noch 85.000 t Klimagase, die wir bis 2050 auf unter 13.000 t (um 85 %) drücken wollen und müssen. Eindrücklich konnte er zeigen, was dies für die einzelnen Gebäude und Nutzungen bedeutet: Ist es wirklich sinnvoll, eine historische Feldsteinkirche, die kaum energetisch saniert werden kann, für eine Stunde in der Woche auf 20°C zu heizen und so für einen großen Teil des CO2-Ausstoßes verantwortlich zu sein?

Dies war der Punkt, wo auch der Blick von unten, aus der Gemeinde heraus, sich Gehör verschaffte: Haben wir doch einen Auftrag, die Menschen mit unserem Glauben zu erreichen und den Rahmen dafür zu bieten. Hat dies nicht einen höheren Stellenwert? Es entspann sich eine leidenschaftliche Diskussion, die zwar den Handlungsbedarf an sich nicht in Frage stellte, doch den Weg dorthin hinterfragte. Auch wenn am Ende kein eindeutiger Konsens stand: Allen war bewusst, dass wir vor Veränderungen stehen, dass wir auch Liebgewordenes hinterfragen müssen, dass wir auf Kosten des Klimas keinen unnötigen Komfort aufrechterhalten können. Bereichernd war auch die Teilnahme von Menschen außerhalb der Gemeinde: So waren vom Naturschutzbund und von Fridays for Future Gäste dabei, die anregende Beiträge liefern konnten. Die aufgeworfenen Fragen des Klimakonzeptes werden in unsere Gemeindeentwicklung mit einfließen, insbesondere, wenn unser neues Gemeindezentrum kommt.

Doch mit Reden wollten wir uns nicht begnügen. Und so hat Pfarrer Wizisla an dem nächsten Impulseabend am 15. Oktober 2019 die Frage gestellt: Was bedeutet dies alles für unser eigenes Handeln? Begonnen mit Blick auf Jesus Christus, mit den Botschaften der Bergpredigt haben wir vier Themenkomplexe in Kleingruppen bearbeitet: Ernährung, Kleidung, Wohnung und Mobilität wurden diskutiert – die Zeit war viel zu kurz, doch wichtige Impulse konnten wir alle mitnehmen. Ob es um die Vermeidung von Fleisch aus Massentierhaltung oder die Herkunft billiger Kleidung aus prekären Verhältnissen ging, ob Beleuchtung oder unnötig große Wohnungen und Autos Thema waren, ob unser politisches Handeln bei Wahlen und Demonstrationen gefragt war, das Spektrum war sehr weit gespannt. Viele Dinge lassen sich einfach umsetzen: Unser Heiz- und Lüftungsverhalten können wir sofort verbessern, auch beim Konsum können wir auf ein verträglicheres Maß zurückfahren, besonders bei klimaintensiven Themen wie Fleischkonsum, Flügen oder Kreuzfahrten.

Frau Paul brachte gegen Ende noch einen hoffnungsvollen Bericht aus dem Umweltausschuss der Stadtverordnetenversammlung mit: Bis auf eine einzige Partei wird derzeit offenbar sehr produktiv über eine angemessene Reaktion auf die Klimaerwärmung und Umweltzerstörung diskutiert – hoffen wir, dass es auch zu Umsetzungen kommt. Am Ende gab es einen kurzen Blick auf den persönlichen „CO2-Fußabdruck“: Um die zwei Tonnen pro Jahr und Person gelten höchstens als verträglich für die Erde – in Deutschland emittieren wir jedoch im Mittel elf Tonnen! An Hand ganz persönlicher Zahlen wurde uns aber auch vor Augen geführt: Selbst bei einem einigermaßen gefühlten ökologischen Lebenswandel kamen wir in der Berechnung immer noch auf acht Tonnen Klimagase... So werden wir, vielleicht schnell, vielleicht langsam, uns immer wieder selbst hinterfragen müssen, an welchen Stellen wir unser Verhalten prüfen und ändern müssen.

Mit einem Dank an unseren Schöpfer für diese Erde und der Bitte um Unterstützung auf unserem Weg wurde der Abend unter dem Segen unseres Herrn abgeschlossen.

Herzlichen Dank an Herrn Dr. Budde und Herrn Pfarrer Wizisla.

Jörg Romanski