Die erste Tagesfahrt führte uns in den Landschaftsgarten von schier grenzenloser Weite nach Bad Muskau.

Es ist eine Landschaft, die von Menschenhand geschaffen ist, und doch natürlich wirkt. Während einer Kutschfahrt in dem Park, mit einer Gesamtfläche von 830 ha und einem 50 km umfassenden Wegenetz, erklärte man uns alles über das Lebenswerk des Erbauers und Landschaftsarchitekten Hermann Fürst von Pückler-Muskau. Wir konnten die Sehenswürdigkeiten, das alte und neue Schloss, das Kavalierhaus, das Vorwerk mit Marstall, Gesindehäuser, Schmiede, die Orangerie und die Gewächshäuser, wo heute noch Ananas wie zu Pücklers Zeiten gedeiht, erleben. Im Kaffee König erlebten wir die schlesische Kochkunst und genossen hauseigene Kuchen und Torten in freier Auswahl.

Auf der zweiten Tagesfahrt erlebten wir die kleinste Hansestadt Werben an der Elbe in der Altmark. Eine sehr alte Stadt slawischen Ursprunges. Die erste urkundliche Erwähnung ist für 1005 belegt. Bei einem Stadtbummel konnte man das Flächendenkmal mit den markanten Gebäuden wie das Elbtor, die Salzkirche, Rathaus, Scharfrichterhaus, die alte Schule, Fleischerei, wo einst Gustav Adolf II. von Schweden wohnte, der Marktplatz, das Romanische Haus (gilt als eines der ältesten Profangebäude als Komturei in Norddeutschland) bewundern. Hauptziel war die im Stil der Backsteingotik erbaute St. Johanniskirche, die Albrecht der Bär dem Johanniterorden 1160 überließ. Ab dem 14. Jahrhundert wurde die Kirche zu einer gotischen Hallenkirche umgebaut. Während einer Führung erfuhren wir Wissenswertes über die verschiedenen Altäre und die Glanzstücke der mittelalterlichen Glasmalereien der zwölf Chor- und zweier Langhausfenster, deren älteste Scheiben mit biblischen Motiven sich in das 14. Jahrhundert datieren lassen.

Zum Jahresausklang unserer Tagesausflüge starteten wir in den wunderschönen Oberspreewald. Nach der Autobusfahrt mit einer kleinen Rastpause kehrten wir in Neu Zauche pünktlich zum Mittagsessen, das eine sehr schmackhafte und reichliche Hausmannskost war, ein. Weiter ging die Fahrt zum ersten Reiseziel, zu der von weitem schon sichtbaren evangelischen Schinkelkirche in Straupitz, die, in der Formgebung ein romanisch-klassizistischer Bau im Stil ei-ner altrömischen Basilika, heute noch modern anmutend ist und zu den kulturellen Höhepunkten des Spreewaldes zählt. Über einen Vortrag zur Architektur und zur Kirchengeschichte erhielten wir eine umfassende Aufklärung zu dem Gotteshaus mit 1300 Plätzen und den Doppeltürmen. Schinkel konnte hier und bei dem Bau der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin eine lang ersehnte Bauidee verwirklichen.

Am zweiten Ziel, dem Straupitzer Mühlenkomplex, erfuhren wir, wie die einzige in Europa noch arbeitende Dreifachmühle funktioniert. Man erklärte uns die Holländer Kornmühle (1810) mit dem Werdegang von der Getreideanlieferung, die Getreidereinigung, das Zerkleinern des Getreides mit Mühlsteinen und Walzenstühlen, bis hin zu den verschiedenen fertigen Mehlsorten und, wie die Windkraft als Hauptantrieb für die einzelnen Betriebsstätten funktioniert. Wir erfuhren in der Schneidemühle (1884/85), wie das Sägewerk für die Herstellung von Balken und Brettern mittels horizontalen und vertikalen Sägegatters erfolgt. In der Ölmühle (1910) gab es eine Vorführung mit Erklärung während der laufenden Produktion bei der Leinölherstellung und -verkostung. Bei der Kaffeepause in der Müllerstube erwarben viele Öl, Ölkuchenbrösel, Brot und Verschiedenes. Gut gestärkt und wissentlich bereichert war es die letzte Heimreise in diesem Jahr.

Jürgen Hübner