„Im Kirchencafé in Finkenkrug, da gibt es heute allerlei …“ – ein Lied mit Ohrwurm-Potential, stimmt mit beschwingter Melodie auf das bevorstehende Programm ein und lässt den hin wieder recht stressigen Alltag vergessen.
Einfach den Augenblick genießen, unter der ausladenden Buche im Schatten bei köstlichem Kuchen und gutem Kaffee sitzen und in die vielen bekannten und (noch) unbekannten Gesichter der Gemeinde schauen, denen es womöglich gerade ebenso gut geht wie einem selbst. Wo kann man das sonst so gut?
Das musikalische Programm ist ganz auf das Nachmittagscafé abgestimmt. Es wird von der Kantorei unter der Leitung von Stephan Hebold eröffnet und beginnt mit Unterhaltungsmusik aus dem 16. Jahrhundert. Das erklärt auch die Kleidung der Musiker und Musikerinnen, seltsam ausladende Hüte und Gewänder, welche der Garderobe der Zeit, aus der die Melodien stammen, nachempfunden sind. Auch wenn die Kirchenmauern nicht aus der Epoche sind, bilden sie eine stimmige Kulisse für die Darbietung.
Das Interesse der Kinder im Publikum ist groß, als der Finkenchor mit vielen Gleichaltrigen Lustiges und Aktivierendes zum Besten gibt. Es zahlt sich aus, dass hier intensiv pädagogische und musikalische Arbeit mit den Kindern geleistet wird, und es stimmt sehr froh zu sehen, dass alle Spaß an den Inszenierungen haben. So übernehmen die kleinen Persönlichkeiten spezifische Aufgaben und verschiedene Rollen in den einzelnen Stücken, sie haben Raum, sich in der Gruppe zu entfalten. Das animiert auch die Zuschauenden, die sich spontan am Singen beteiligen. Bei hochsommerlichen Temperaturen ist es sogar angenehm, einmal kurz in einem Lied an winterliche Freuden erinnert zu werden.
Das Café-Intradenorchester löst den bunten Auftritt der Kinder ab, bevor Klezmer-Musik mit Violine (Therese Härtel) und Akkordeon (Stephan Hebold) angestimmt wird. Gespielt werden bekannte Lieder zum Mitsummen, wie „Bei mir bist du schön“, und andere heitere Stücke.
Ebenfalls zur sommerlichen Kaffeetafel passend, spielt Eckehard Isenberg mit seiner Gitarre Werke spanischer und italienischer Komponisten. Nach kurzweiligen Erläuterungen zu den jeweiligen Musikstücken werden Songs gespielt, bei denen allein durchs Hören die würzige Mittelmeer-Luft in die Nase steigt. Während sich im Zuhause Isenbergs nach eigenen Angaben bereits alle an die Klänge gewöhnt haben, ist das Publikum an der Kirche davon begeistert.
Zum Abschluss des Tages geht es zum Konzert mit Britta Haase an der Violine und Stephan Hebold am Klavier in die Kirche. Die Musik vom bekannten Violinisten Fritz Kreisler, der bis zur Naziverfolgung seinen Wohnsitz in Berlin hatte, ist spannungsgeladen. Einmal aufwühlend bis dramatisch, einmal wirkt sie fast beschwingt. Fast könnte man sich einen Klassiker-Film in Schwarz-Weiß dazu ausmalen.
Auf dem Weg nach Hause kommt das Ohrwurm-Lied wieder in den Sinn: „Bei Kaffee und Kuchen, kommt uns besuchen…“ – klar. Immer wieder gern!
Dr. Lydia Jenderek