Für diesen Sonntag hatten sich Kantor Hebold und Pfarrerin Hergenröther eine andere Form des Gottesdienstes überlegt. Anders als sonst war bereits die Anfangszeit, denn der Gottesdienst begann erst um 11 Uhr, um zum Beispiel auch Familien mit Kindern entgegen zu kommen.

In der Kirche waren die vorderen Bankreihen zu einem Halbkreis vor dem Altar angeordnet. Die hinteren Bankreihen wurden mit einem Band versperrt, damit alle Gottesdienstbesucher recht weit vorn Platz nehmen.

Der Gottesdienst wurde von unserem Chor tatkräftig unterstützt. Neben einigen Liedern aus unserem Kirchengesangbuch standen viele neue Lieder aus dem Gesangbuch ‚Lieder zwischen Himmel und Erde' auf dem Programm. Eröffnet wurde der Gottesdienst allerdings mit dem etwa 3000 Jahre alten Psalm ‚Singet dem Herrn ein neues Lied', vertont vor etwa 400 Jahren von H. Schütz. Dies war dann zugleich das Motto für die folgenden Lieder, was von Kantor Hebold sehr schön erläutert wurde. Auch der Psalm wurde im Wechsel von Chor und Gemeinde gesungen. Sehr gut gefielen mir drei alternative Glaubensbekenntnisse, die vor dem bekannten Glaubensbekenntnis vom Chor gesprochen wurden.

In ganz neuer Form fand an diesem Tag die Predigt statt. Es war keine Predigt wie gewohnt von der Kanzel, sondern ein Predigt-Gespräch, bei dem die Gemeinde mitwirken konnte. Frau Hergenröther stand dabei mitten im Halbkreis der Gottesdienstbesucher. Der Predigttext für diesen Sonntag steht beim Propheten Hesekiel im Kapitel 18. Frau Hergenröther begann den Dialog mit dem Sprichwort: „Die Väter essen saure Trauben, und den Söhnen werden die Zähne stumpf". Nun war die Gemeinde gefordert, diesen Satz zu deuten. Es gab zahlreiche Wortmeldungen mit teilweise recht unterschiedlichen Interpretationen. Insgesamt zeigte sich aber recht deutlich, dass es sich bei dem Sprichwort um die Verantwortung der Vätergene-ration gegenüber den nachfolgenden Generationen handelt. Im Weiteren beinhaltet der ziemlich inhaltsschwere Predigttext die Themen Recht und Gerechtigkeit, Vergebung und Umkehr. Es ergaben sich viele Wortbeiträge der Gemeindeglieder, und so entwickelte sich ein anregender Dialog, bei dem das Thema von mehreren Seiten betrachtet wurde.

Nach den Abkündigungen sprach Herr Hebold noch eine Einladung zum anschließenden gemeinsamen Mittagessen aus.

Als Ausgangsmusik sang der Chor ein kraftvolles Halleluja, das sicher vielen Besuchern einen schwungvollen Sonntag beschert hat.

Im Kirchenvorraum und draußen vor der Kirche wurde dann kräftig von den angebotenen Speisen Gebrauch gemacht. Einige Chormitglieder hatten eine leckere Suppe, Aufläufe und Süßspeisen vorbereitet. Beim gemeinsamen Essen gab es Gelegenheiten zum Gedankenaustausch und natürlich auch zur Bewertung dieser neuen Gottesdienstform. Ich persönlich würde es sehr begrüßen, wenn diesem Kantorei-Gottesdienst noch weitere folgen würden.

Axel Könnemann